Schatten und Licht
  Zu Zweit in der Einsamkeit
 

 Es war kalt, dunkel und roch nach Moder, als Eleusi aufwachte. Sie konnte sich kaum an etwas erinnern und alles tat ihr weh. Sie lehnte an einer eiskalten Wand aus Stein und ihr eigenes Gewicht und ihre Erschöpfung drückten sie dagegen. Sie versuchte aufzustehen, doch augenblicklich wurde ihr schwindelig, sie verlor das Gefühl in den Beinen und fiel wieder hin. Sie rutschte so heftig gegen die Wand, dass ihr Kopf dagegen schlug und höllische Kopfschmerzen den Kopf der Blonden durchzuckten. Sie schloss die Augen und unterdrückte einen Schrei. Vorsichtig griff sie mit einer Hand an ihren Hinterkopf, an dem Blut aus einer nicht mehr frischen Wunde tropfte, langsam aber stetig. Sie erkannte ihr das Blut an dem üblichen metallischen Geruch. Der Schlag hatte die Wunde geöffnet, die ihre Bewusstlosigkeit hervor gerufen hatte. Eleusi massierte sich die Schläfen. Sie musste ihre Gedanken ordnen. Stück für Stück tastete ihr Geist sich durch die Erinnerungen des Morgens, wenn es überhaupt noch dieser Tag war. Das letzte woran sie sich gewissenhaft erinnern konnte, war der Wald. Sie hatte das Ende des unheimlichen und abgelegenen Weges beinahe erreicht, aber dann hatte sie irgendetwas am Kopf getroffen, vermutlich ein Stein oder ein Stück Holz. Mit einem lebhaften Schmerz in der Stirn erinnerte sie sich daran gefallen zu sein. Der Wille aufzustehen hatte sie grundlos verlassen. Dann hatte sie jemand aufgehoben und sie hatte sich fallen lassen, in die Bewusstlosigkeit. Nachdenklich rieb sich Eleusi über die Stirn. Sie hatte auch dort eine Wunde, von dem Aufprall. Sie musste in naher zukunft vorsichtig sein, um nicht auch noch diese Wunde zu öffnen. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, aber das Mädchen konnte immer noch nicht viel erkennen, doch was sie sah, gefiel ihr gar nicht: Sie war in einer quadratischen, engen Zelle, in der sie sich gerade so ausstrecken konnte. Drei Wände waren aus dem dreckigen Kalten Stein, der eine sehr raue Oberfläche hatte. Die vierte Wand bildete eine lange Reihe Gitterstäbe. Im Gegensatz zum Rest der Zelle waren sie makellos, glatt und sauber. Sie waren sorgfältig und in regelmäßigen Abständen in Boden und Decke eingelassen und Eleusi fragte sich, wie man in diesen Raum rein oder raus kam. Ein Gang, der fast breiter war als die Zelle selbst, trennte diese von einer zweiten Reihe Kammern. Alle weiteren Zellen, zumindest soweit Eleusi sehen konnte, hatten ebenfalls eine Wand aus diesen massiven Metallstangen, die genau so gepflegt waren.  Um sich nicht wieder zu verletzten rutschte sie lediglich vor an den Rand ihrer Zelle. Dann legte sie die Hände um die Gitterstäbe um nicht den halt zu verlieren. Sie erschrak und hätte sie beinahe wieder los gelassen. Das Metall war warm, fast so warm wie ihre eigene Haut. Geräuschvoll atmete Eleusi ein und wieder aus und schloss die Augen, um nicht in Panik auszubrechen oder schlimmeren. Sie versuchte sich wieder etwas zu konzentrieren, was die Kopfschmerzen wieder weckten, die ihr teuflisches Werk taten. Eleusi ignorierte das Stechen und besah die Zelle ihr gegenüber. Der große Abstand machte es schwer etwas zu erkennen, aber durch ein kleines Fenster, das scheinbar das einzige im ganzen Gang war, spendete graues Licht. Mit viel Mühe und zusammen gekniffenen Augen erkannte Eleusi eine bleiche Gestalt in der Zelle, eine Frau. Während sie diese betrachtete, hob die Frau plötzlich den Kopf. Graue, glänzende und doch so leere Augen starrten Eleusi einen Moment an. Kalt waren nun die Gitterstäbe und diese harte Kälte drang in Eleusis Hände. Irgendetwas hinderte sie jedoch daran, die Hände von den Stäben zu lösen, als wären sie längst fest gefroren. Als sich ein Lächeln auf die Lippen der Frau schlich und sie sich schwungvoll erhob, wich die Kälte der gewohnten Wärme der Stäbe. „Du bist endlich aufgewacht“ sagte die Frau, als hätte Eleusi dies nicht schon selbst gemerkt. Sie ging auf den Rand ihrer Zelle zu und legte ebenfalls die Hände um die Stäbe, als wäre das etwas besonderes. So nah konnte Eleusi sie auch besser erkennen. Sie hatte fast hüftlanges silbernes haar, das ihr in geschmeidigen Wellen über den Rücken floss, die sie fast wie flüssiges Silber aussehen ließen. Sie war wirklich bleich, bleicher als Eleusi und sogar das war ein Wunder. Die Frau trug sehr Knappe Kleidung, eine Art T-Shirt, das Schulter und Bauchfrei war, und eine kurze Hose, die nicht einmal bis zu den Knien ging und nicht genäht war, sondern mit kleinen metallenen Ringen zusammengehalten wurde. Sie sah ein wenig aus wie eine Rockerin, und Eleusi fragte sich ernsthaft, wie sie es in dieser Kälte aushielt. Die Blonde schätzte ihr gegenüber mit den ungewöhnlichen Haaren auf 20, also nicht zu viel älter wie Eleusi „Wer bist du?“ fragte sie Stirn runzelnd, da die Frau anscheinend nicht vor hatte, ihr angefangenes Gespräch fort zu führen. Diese seufzte, als hätte sie diese Frage gefürchtet und als würde die Antwort eine lange Geschichte nach sich ziehen ,,Möchtest du die Lange Version oder die kurze Hören?“
„Die Lange bitte. Wo bin ich? Was soll das?“ Eleusi warf der resignierten Frau zwei weitere Fragen an den Kopf, die diese gleich in ihren Kontext mit einbauen konnte.
„Nun gut, aber hör dann bitte zu: Ich werde von den Leuten meines Volkes Aventra genannt, die Silberne oder einfach nur Silber. Woher die letzten beiden Namen kommen ist ja schwer zu übersehen“ wie um ihre Worte zu unterstreichen strich sie sich eine der langen silbernen Strähnen hinter das außergewöhnlich spitze Ohr, dann fuhr sie fort „Ich bin eine Dunkelelfe und ein magischer Bestandteil dieser Welt, so wie du es bis vor kurzem von deiner warst, bis man dich hier her brachte.“ Fragen tauchten in Eleusis Kopf auf und sie unterdrückte den Reiz all diese zu stellen
„Du wurdest aus deiner Welt gerissen, weil der Ring den du trägst hier her gehört. Es gibt nur drei von ihnen.“ Sie hob ihre rechte Hand und Licht, das von überall und nirgends zu gleich kam, spiegelte sich auf dem verwundenen Muster. Eleusi schloss zitternd die Augen. Der Ring den sie seit ihrer Geburt hatte, das einzige was ihr von ihren wahren Eltern geblieben war. Er trug das selbe Muster, nur dass er aus Gold war, nicht aus Silber, pures Gold vermutlich „Diese drei Ringe, Gold, Silber, Bronze, beherbergen ganz eigene magische Kräfte. Bronze verwendet sie im Moment gegen uns alle. Er führt mein und sein Volk gegen die anderen in den Krieg und nimmt Stück für Stück die Untergangsinseln ein. Diese Welt kann eigentlich nur noch gerettet werden, wenn die träge der übrigen beiden Ringe die verbliebenen Völker gegen Bronze in die Schlacht führt“ Aventra schien recht zufrieden mit ihrem Vortrag zu sein und wartete gespannt aber geduldig auf Eleusis Reaktion. Diese musste ihr Lachen unterdrücken und grinste stattdessen nur schelmisch. Als hätte man mich direkt in so einen komischen Fantasyroman oder dessen Verfilmung gesteckt ohne mir Bescheid zu geben, dass ich die Hauptrolle übernehmen solle.
„Du glaubst mir nicht“ stellte Aventra fast enttäuscht fest.
„Wie kommst du nur darauf?“ fragte die Blonde frech und versuchte mit dem Grinsen auf zu hören. Aventra rollte in die Augen ,,Na gut, dann beweise ich es dir“ sie öffnete mit einem leisen Murmeln die Handfläche, in deren Inneren eine kleine silberne Flamme erschien. Ab und an flackerte diese, aber sie brauchte nichts, um weiter zu brennen und ihre Hitze schien Aventra auch keine Schmerzen zu bereiten. Dann schloss die Dunkelelfe die Hand um die Flamme, die daraufhin erlosch ,,Zerfammt, na gut, du hast mich. Ich glaub dir, glaub ich“ Unglaube schwang in Eleusis Stimme mit, aber es gab keine Zweifel mehr für sie. Sie musste schon in einem sehr guten Film stecken und das hielt sie dann doch für zu unwahrscheinlich. Alles hier war so real. Sie nickte, um ihren Glauben zu bestätigen. Aventra lächelte triumphierend.
Die Dunkelelfe versicherte ihr, dass der Inhalt der Schüssel und des Kruges, die sich mit Eleusi die Zelle teilten nicht giftig wäre und dankbar aß diese den Inhalt. Es war eine Art Haferbrei, aber in der Dunkelheit konnte sie kaum etwas erkennen. Satt und irgendwie erleichtert, machte sie es sich auf dem Stroh in der Zelle bequem und versuchte zu schlafen, was ihr nach einer schier unendlichen Weile endlich gelang.


 
  Heute waren schon sensationelle 1 Besucher auf dieser tollen Seite!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden